Ausstattung, Nutzung und Bedürfnisse digitaler Technologien im sozialen Wohnungsbau

Ausstattung, Nutzung und Bedürfnisse digitaler Technologien im sozialen und kommunalen Wohnungsbau in österreich

Das Fernlicht - ein in Wien ansässiges internationales Kompetenzzentrum für Zukunft & Lebenswelten, das vorrangig an der Schnittstelle zwischen Technologie und Gesellschaft arbeitet, hat im Jahr 2006 eine vergleichende Ist-Analyse der Ausstattung, Nutzung und Bedürfnisse in Bezug auf digitale Technologien im sozialen und kommunalen Wohnbau durchgeführt. Durch die rasante Entwicklung im Bereich der Digitalisierung und Vernetzung wird die Handhabung der digitalen Angebote im Wohnbereich immer komplexer. Es werden neue Anwenderkenntnisse erforderlich sein, die nicht allen Menschen in gleicher Weise gegeben sind. In diesem Zusammenhang führt die wachsende soziale Ungleichheit zu unterschiedlichen Nutzungsintensitäten.

In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob und inwiefern es innerhalb der einzelnen Wohnhausanlagen zu einer Verdichtung von Personen mit bestimmten individuellen Handlungsmöglichkeiten (Geld, Wissen, HilfestellerInnen, Alter, Geschlecht) kommt und wie sich dies auf die Nutzung bzw. das Anwenderwissen auswirkt. Weiterhin sollte herausgefunden werden, ob bestimmte Personengruppen aufgrund dieser Verdichtung benachteiligt werden. Dazu wurden drei unterschiedliche Wohnobjekte aus dem sozialen und kommunalen Wohnbau mit verschieden hohem technischen Ausstattungsgrad gegenübergestellt und die unterschiedlichen Nutzungsweisen der einzelnen Haushalte miteinander verglichen.

Es wurden Daten über das Haushaltsnettoeinkommen, die Haushaltsgröße, die Bildung und Anzahl der HilfestellerInnen ermittelt und mit dem Alter und Geschlecht der Befragten in Verbindung gebracht.

Die wichtigsten Ergebnisse:

Die untersuchten Haushalte sind überdurchschnittlich gut mit Computern und Zubehör ausgestattet. Das hat gesellschaftliche Bedeutung, da Computer offensichtlich kein reines "Luxusgut" mehr darstellen. Damit wird durch den Aspekt des möglichen Nicht-Besitzes von IuK-Technologien eine (neue) Form der Ungleichheit erzeugt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass trotz Besitz eines Computers die Anwendungskompetenz oft eher niedrig ist. Dem könnte gezielt durch Schulungen entgegengewirkt werden.

Die Studie ergab, dass Mehrpersonenhaushalte aufgrund höherer Haushaltsnettoeinkommen über eine bessere Ausstattung als Einzelhaushalte verfügen. Haushalte mit Kindern sind besser mit technischen Geräten ausgestattet, weil Computer und oft auch Internet für die Ausbildung meist vorausgesetzt werden. Bildung wirkt sich auf die Ausstattung mit Computern positiv und Alter (über 50 Jahre) negativ aus. Die Nutzung von IuK-Technologie ist daher eine Frage der Generationen, weil Kinder selbstverständlich damit aufwachsen, während die Generation 50plus sich oft ganz neu darauf einlassen muss.

Bestimmte Personengruppen haben zwar den Willen zur Nutzung von IuKTechnologien, jedoch Schwierigkeiten bei der Anwendung bzw. sind stärker auf die Hilfe anderer Personen angewiesen. Drei Viertel der Befragten bitten bei Technik- oder Anwendungsproblemen andere Personen um Rat und Hilfe. Damit zeigt sich sehr deutlich der Wert des persönlichen sozialen Netzwerkes für die Lösung von Schwierigkeiten der einzelnen Personen - umgekehrt kann sich das Fehlen eines sozialen Netzwerkes auf die Handlungsoptionen der Menschen auswirken.

Ein hohes Interesse an Technik zeugt auch von einer positiven Grundeinstellung, dies ist zum Erlernen (neuer) technischer Anwendungen und Funktionen wichtig. Menschen wollen im Umgang mit Technologie gefordert, aber nicht überfordert werden, da sie sonst schnell das Interesse verlieren.

Die Studie steht hier in einer Zusammenfassung im Umfang von 15 Seiten zur Verfügung, eine Langfassung kann bei 'Das Fernlicht' erfragt werden.


Mario Kranz, Daniel O. Maerki, Andrea Schikowitz, Das Fernlicht