Der Bericht "Benachteiligte Kinder und Online-Risiken" von Sonia Livingstone, Anke Görzig and Kjartan Ólafsson beschäftigt sich mit Ungleichheiten hinsichtlich Risiko- und Sicherheitsfragen bei Kindern und Jugendlichen. Ausgehend von der Theorie der Wissenskluft, welche besagt, dass verfügbare Informationen und Unterstützung vor allem von besser informierten statt von schlechter informierten Personen aufgegriffen werden, machen die Autoren darauf aufmerksam, dass das bloße zur Verfügung stellen von Ressourcen Ungleichheiten eher verstärkt als beseitigt.
Die Untersuchung stützt sich auf die EU Kids Online Studie, für die 25.142 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis sechzehn Jahren in 25 verschiedenen Ländern zu ihrem Internetnutzungsverhalten befragt wurden. Zur überprüfung ihrer Annahmen verglichen die Autoren die Risiken und Ressourcen miteinander, die Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher benachteiligter Gruppen zur Verfügung stehen. Den für diesen Bericht genauer betrachteten Kindern fehlte es entweder an ökonomischem oder kulturellem Kapital oder sie galten auf Grund einer sozialen oder psychischen Vulnerabilität als benachteiligt.
Die Ergebnisse zeigen, dass demographische Faktoren, wirtschaftliche oder Bildungsbenachteiligung, psychologische Benachteiligung oder Verletzlichkeit sowie soziale Benachteiligung oder Diskriminierung Effekte auf das Risiko- und Sicherheitsniveau von Kindern und Jugendlichen haben. Es konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass 27% der Kinder, deren Eltern einen geringeren Bildungshintergrund haben, weniger häufig von Online-Risiken berichten als der europäische Durchschnitt, zugleich aber bestürzter auf Risiken reagieren. Zudem schätzen sie die eigenen Kompetenzen und Kenntnisse im Umgang mit digitalen Medien hinsichtlich ihrer Online-Sicherheit geringer ein als der Durchschnitt. Kinder mit einer geistigen, physischen oder anderen Behinderung fühlen sich einem erhöhten Risikolevel, insbesondere mit Blick auf Online-Kontakte ausgesetzt. Der Gedanke, neue Online-Kontakte persönlich zu treffen beunruhigt diese Kinder in vergleichsweise stärkerem Maße als andere Kinder.
Diese Unterschiede zeigen, wie wichtig es ist, Angebote zur Erhöhung der Online-Sicherheit, genau auf die einzelnen Zielgruppen auszurichten und dabei auch Randgruppen stärker zu berücksichtigen. Abschließend geben die Autoren nützliche Empfehlungen zur Berücksichtigung der Bedürfnisse von benachteiligten Kindern und Jugendlichen.
Die Studie in englischer Sprache steht hier zum Download zur Verfügung.