Medienverhalten älterer Menschen - Internet und neue Technologien

In diesem Beitrag – der im September 2002 in gekürzter Version in der Zeitschrift Sozialwissenschaften und Berufspraxis (SuB) erschienen ist – beleuchten die Autoren Heidrun Mollenkopf und Michael Doh (DZFA) anhand zahlreicher Studien das Themenfeld Medien und ältere Menschen, mit Focus auf das neue Medium Internet.



Nach einem allgemeinen überblick zur Medienevolution und Mediatisierung der Gesellschaft werden zunächst Ergebnisse zur virtuellen Kommunikation im öffentlichen Bereich (S.4) beschreiben. Konkret: Wie hat sich das Nutzungsverhalten älterer Menschen zwischen 1995 und 2000 am Beispiel des Geldautomaten verändert (Daten aus dem MOBILATE-Projekt des DZFA).



Der Schwerpunkt virtuelle Kommunikation im privaten Bereich (S.6-21) umfasst neben aktuellen Daten zur Ausstattung und Nutzung der klassischen Massenmedien sowie des Computers und des Internets (Quellen: diverse Studien der öffentlich-rechtlichen Anstalten; @facts; Eurobarometer) auch Ergebnisse zur Technikerfahrung und zum Wunsch nach einfacherer Bedienbarkeit von Geräten (sentha-Survey des DZFA). Neben dem für ältere Menschen bedeutsamsten Medium - dem Fernseher - wird in diesem Teil vor allem ausführlich auf das Internet eingegangen. Soweit von der Datenlage her möglich werden differenzierte Analysen zum Internetzugang (D, Europa, USA), Nutzungsverhalten, zur sozialen Struktur der Nutzer, zum Nutzungsprofil älterer Menschen sowie Entwicklungsverläufe dargestellt. Studien aus dem SeniorenNetz Erlangen sowie über die Internetnutzung in kanadischen Altenheimen beleuchten mögliche positive psychosoziale Auswirkungen des Internets für ältere Menschen.



Die Tatsache, dass ältere Menschen in den letzten Jahren vermehrt Zugang zu dem neuen Medium Internet gefunden haben, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die vieldiskutierte digitale Spaltung' nach wie vor speziell die Senioren betrifft. Zum einen sind sie als Altersgruppe 60+ weiterhin und auch auf längere Zeit hin stark unterrepräsentiert im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen. Zum anderen muss klar herausgestellt werden, dass die Internetnutzung (derzeit) nur eine ganz spezielle Gruppe älterer Menschen anspricht. Entgegengesetzt zum demographischen Profil älterer Menschen ist der surfende Senior relativ jung (zwischen 50 und 60), männlich, hochgebildet und noch berufstätig!

Der Schlussabschnitt Digitale Chancen für alle? (S.21-26) problematisiert diese Spaltung vor dem Hintergrund der im Alter beobachtbaren Reserviertheit gegenüber neuen Techniken und Medien (Quellen: ARD/ZDF-Offliner-Studie und sentha-Survey zur Technikakzeptanz). Es bedarf daher neben umfangreicher gesellschaftspolitischer und struktureller Rahmenbedingungen (z.B. Schaffung von Zugangsmöglichkeiten, Bereitstellung bedarfsgerechter Techniken, Senkung der Anschaffungs- und Nutzungskosten) spezieller Ansprache- und Fördermaßnahmen, um aus älteren Nonliner ältere Onliner zu machen. Zum Abschluss des Beitrags werden exemplarisch einige Initiativen und Projekte für Senioren vorgestellt.


Michael Doh, Deutsches Zentrum für Alternsforschung (DZFA)