Das JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis hat die erste Teilstudie der 5. Konvergenzstudie "Das Internet als Rezeptions- und Präsentationsplattform Jugendlicher" veröffentlicht: Der Ergebnisbericht "Persönliche Informationen in aller öffentlichkeit?" untersucht Jugendliche und ihre Perspektive auf Datenschutz und Persönlichkeitsrechte in Sozialen Netzwerkdiensten. Zur Datenerhebung wurden Einzelfallstudien mit elf Jugendlichen im Alter von 14 bis 19 Jahren sowie Gruppenerhebungen mit 52 Hauptschülern der achten und neunten Jahrgangsstufe und dem Altersschwerpunkt 14 bis 16 Jahre durchgeführt.
Beleuchtet wird, wie Heranwachsende mit persönlichen Informationen umgehen und welches Verständnis sie von öffentlichkeit und Privatheit haben. Im Rahmen der Studie werden als persönlichen Informationen Daten wie beispielsweise Name, Adresse, Geburtsdatum und Telefonnummer sowie Auskünfte über persönliche Lebensumstände verstanden. In einem ersten Schritt zeigt die Studie, dass Jugendliche Medien auf Grund verschiedener relevanter Aspekte nutzen, die auch den Rahmen für ihr Handeln in Online-Netzwerken bilden:
- Jugendliche stehen in einem regen Austausch mit anderen Gleichaltrigen und suchen in ihren medialen Selbstkonstruktionen Rückmeldung und Bestätigung von anderen Jugendlichen.
- Medien bieten Heranwachsenden auf ihrer Suche nach Abgrenzung von Erwachsenen Ideen und Impulse für ihre persönliche Lebensgestaltung.
- Jugendliche finden in medialen Räumen Möglichkeiten, um sich zu positionieren und zu verorten. Diese Verortung hilft, sich mit der eigenen Lebenswelt und der weiteren sozialen, kulturellen und politischen Welt auseinander zu setzen.
- Jugendliche suchen in medialen Räumen eine Bestätigung für ihr Handeln und sind dabei stolz auf ihre Fähigkeiten und Kenntnisse, die sie auch ständig weiterentwickeln wollen.
Die Studienexperten heben zudem drei Spannungsfelder im Umgang mit dem Web 2.0 hervor, die auch bei der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen relevant sind:
- Jugendliche wollen im Internet zu bestimmten Gruppen dazu gehören und den Online-Freundeskreis pflegen. Daher müssen sie persönliche Daten veröffentlichten, die unter Umständen von den Betreibern Sozialer Netzwerkdienste für eigene Zwecke verwendet werden können.
- Jugendliche drücken ihre Identität durch Fotos, Zeichnungen oder Texte aus. Doch begrenzt werden diese Artikulationen in Sozialen Netzwerken oft von medialen Inszenierungsformen, die die Wahrnehmung der Nutzenden prägen. Außerdem können Jugendliche ihr Netzwerkprofil häufig nur eingeschränkt selbst gestalten, da die Anbieter mit festgelegten Kategorien die Gestaltung wesentlich formatieren.
- Der Wunsch der Jugendlichen, ihre Identität und ihre Wertvorstellungen zur Geltung zu bringen, kann problematisch werden. Die Imagepflege führt eventuell dazu, dass Videos, Fotos oder Texte aus dem Netz verwendet werden, ohne das Urheberrecht zu beachten.
Die Ergebnisse zeigen: Jugendliche machen sich durchaus Gedanken darüber, was sie wem in Sozialen Netzwerkdiensten über sich mitteilen wollen und was besser nicht. Sie nannten vielfältige Begründungen, warum bestimmte persönliche Informationen schutzwürdig sind. Im Hinblick auf den Schutz vor unerwünschten Begegnungen und Kontakten sind sich die Jugendlichen einig, dass Angaben über regelmäßige Aufenthaltsorte in Online-Plattformen auf Grund möglicher Belästigungen nicht erwähnt werden sollten.
Bei der Vermeidung von Konflikten in Sozialen Netzwerken wird deutlich: Die Anlässe für Schwierigkeiten sind von den lebensweltlichen Erfahrungen abhängig. Die Jugendlichen sind sich aber einig, dass Fotos, die peinliche Situationen zeigen, nicht online gestellt werden sollten. Deutlich wird außerdem, dass die befragten Jugendlichen kein Bewusstsein für Themen haben, mit denen sie nicht persönlich konfrontiert werden. So haben die meisten Jugendlichen beispielsweise kaum eine Ahnung, was sich hinter dem Problem des Datenmissbrauchs durch Dritte verbirgt. Viele Jugendliche wissen auch nicht, dass ein Geburtsdatum zur Identifizierung von Menschen führen kann.
Was Jugendliche in Online-Netzwerken von sich preisgeben, ist außerdem davon beeinflusst, welche sozialen Spielregeln und Normen in den Netzwerken gelten. Die Untersuchung zeigt: Fast alle Befragten sind der Meinung, dass jeder Nutzer für die Preisgabe persönlicher Daten in sozialen Netzwerken selbst verantwortlich ist. Daraus ergibt sich aus Sicht der Jugendlichen die Konsequenz, dass man sich nicht in die Handlungen anderer Nutzer einmischen sollte.
Weitere Informationen zum Ergebnisbericht "Persönliche Informationen in aller öffentlichkeit?" entnehmen Sie bitte dem Download.