Studie zum Geschlechterverhalten im Sozialen Netzwerk studiVZ

Der Studiengang "Medienwissenschaft: Analyse, ästhetik, Publikum" der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg hat in der Studie "Real life extension" in Web-basierten sozialen Netzwerken" das Nutzungsverhalten sowie Strategien, insbesondere bei der Selbstpräsentation von Frauen und Männern, im Sozialen Netzwerk studiVZ untersucht. Insgesamt haben zehn Studierende unter der Leitung von Dr. Elizabeth Prommer das Projekt durchgeführt und Studierende der drei Potsdamer Hochschulen online interviewt. 1.210 der Befragten antworteten, davon waren 1021 Personen bei studiVZ registriert. Unter den Befragten lag der Frauenanteil bei 72 Prozent, der Männeranteil bei 28 Prozent. Zum Zeitpunkt der Befragung waren 42 Prozent der Teilnehmer zwischen 18 und 22 Jahre alt und 40 Prozent waren zwischen 23 und 26 Jahre alt. Lediglich 17 Prozent waren älter als 27 Jahre.

 

Die Ausgangsthese der Studie war, dass virtuelle Welten den Nutzern helfen, sich eine neue Identität zu schaffen oder bestimmte Teile ihres Charakters bei der Selbstdarstellung zu verschönern, um damit in Interaktion mit anderen Nutzern zu treten. Die Ergebnisse der Studie sind frappierend, denn das eigene Profil wird von den Nutzern bei studiVZ meistens aktuell gehalten und 93 Prozent der Frauen schätzen ihre Angaben als wahr ein. Bei den Männern sind es jedoch nur 80 Prozent. Das studiVZ Profil hat auch im realen Leben einen gewissen Einfluß, bei neuen Freunden sagen 40 Prozent der Befragten, dass sie sich stark bis sehr stark daran orientieren. Beim Einstellen der privaten Fotos auf die Plattform, setzen Frauen und Männer unterschiedliche Prioritäten: 76 Prozent der befragten Frauen ist es wichtig, authentisch zu wirken, dies wollen jedoch nur 63 Prozent der Männer. Auf die eigene Person neugierig machen möchten hingegen 31 Prozent der Frauen und 33 Prozent der Männer.

 

Von den Befragten besaßen 65 Prozent zwischen 21 und 100 Online-Freunde auf dem Portal. Gerne wird zum Austausch untereinander der Nachrichendienst genutzt, da die Beiträge nicht von jedem eingesehen werden können: 74 Prozent der Männer und 86 Prozent der Frauen nutzen ihn. öffentliche Pinnwandeinträge nutzen hingegen 57 Prozent der Frauen und 38 Prozent der Männer. Die männliche Fraktion beteiligt sich lieber an Gruppendiskussionen oder sieht sich andere Nutzerprofile an. Eine andere Möglichkeit des Austausches ist das "Gruscheln", das Wort setzt sich aus "Kuscheln" und "Grüßen" zusammen und meint eine virtuelle Umarmung. Dies mögen 13 Prozent der Frauen, aber nur 9 Prozent der Männer.

 

Bei studiVZ eingeloggt sind 53 Prozent der Frauen durchschnittlich bis zu 60 Minuten, bei den Männern sind es nur 42 Prozent. Frauen nehmen sich also auf der Plattform mehr Zeit, um anzukommen. Die Studie ergab, dass ein wichtiger Grund für die Beliebtheit von studiVZ die Kommunikation ist. 87 Prozent der 18 bis 22-jährigen nutzen das Soziale Netzwerk sehr häufig, um sich auszutauschen, 33 Prozent in dieser Alterklase suchen außerdem sehr oft Personen und 40 Prozent wollen alte Bekannte finden. Zum Vergleich: In der Alterklasse ab 27 Jahre bedienen sich 74 Prozent der Befragten sehr häufig studiVZ, um zu kommunizieren, sogar 35 Prozent der Befragten suchen oft Personen und 42 Prozent wollen alte Bekannte finden. Die Nutzungsmotive sind also häufig auch altersgebunden. Die vollständige Studie steht hier zum Download bereit.


Quelle: Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg