Auch wenn Kitas und Schulen langsam wieder geöffnet werden, hat sich der Alltag vieler Familien durch Corona verändert, wie Homeoffice und das Lernen zu Hause zeigen. Das Deutsche Jugendinstitut hat vom 22. April bis zum 04. Mai 2020 eine Onlinebefragung durchgeführt, um herauszufinden, wie Kinder und Jugendliche ohne Kita, Schule, Sport und mit eingeschränktem Kontakt zu Gleichaltrigen zurechtkommen. Befragt wurden mehr als 8000 Eltern von Kindern im Alter von drei bis 15 Jahren. Erste Ergebnisse sind nun in einem Bericht veröffentlicht worden.
Situation in der Familie
Die Veränderungen im Lebensalltag durch Homeoffice und Kinderbetreuung sind für Familien nicht immer ohne Spannungen und Reibereien zu bewältigen. Insgesamt geben die befragten Eltern an, dass das Familienklima durchschnittlich im mittleren Maße als konflikthaltig und chaotisch gesehen werden kann. 77 Prozent der Eltern sagen, dass das ungewohnt ständige Zusammensein in der Familie überwiegend gut und nur manchmal von Konflikten geprägt ist. Jede fünfte Familie berichtet, dass während der Zeit der Corona-Krise häufig ein konflikthaltiges oder chaotisches Klima herrsche.
Kontakt zu Erzieher*innen und Lehrkräften
Nahezu alle Kinder und Jugendlichen werden während der Kita- und Schulschließungen von ihren Eltern betreut (98 Prozent) und verbringen mehr Zeit mit Eltern und Geschwistern. Der Großteil der Heranwachsenden hat nur wenig Kontakt zu pädagogischen Fachkräften und Lehrkräften. Dabei zeigen sich aber Unterschiede, je nach Alter der Kinder und Jugendlichen.
Kinder im Kindergartenalter haben insgesamt weniger Kontakt zu ihren Erzieher*innen. Häufig bis sehr häufig Kontakt haben nur insgesamt 11 Prozent der Kindergartenkinder. Findet ein Austausch statt, erfolgt dieser am häufigsten über Briefe. Mit steigendem Alter nimmt der Kontakt zu pädagogischen Fachkräften zu, der dann auch zunehmend digitaler verläuft: Insgesamt haben rund 65 Prozent der Kinder im Grundschulalter via Mail Kontakt zu ihren Lehrkräften, bei Heranwachsenden im Alter der Sekundarstufe I sind dies rund 86 Prozent.
Freizeitgestaltung von Kindern
Dass Freizeitaktivitäten mehr zu Hause stattfinden, ist bei allen Altersgruppen zu beobachten. Eltern berichten, dass ihre Kinder häufiger in der Wohnung/im Haus spielen und auch häufiger kreative Tätigkeiten wie zum Beispiel Malen oder Basteln ausüben. Die Befragten gaben auch eine Zunahme der Mediennutzung an, die je nach Altersgruppe unterschiedlich ausfällt.
Kinder im Kindergartenalter verbringen ihre Zeit verstärkt mit Fernsehen, Radio und Hörspielen und Bilderbüchern. Digitale Medien nehmen in dieser Altersgruppe einen geringen Stellenwert ein. Rund ein Drittel der Eltern gibt allerdings an, dass ihre Kinder sich häufiger mit Spielen am Computer oder Smartphone beschäftigen. 14 Prozent der Befragten sagen, dass ihre Kinder mehr im Internet surfen als vor der Pandemie.
Bei Kindern im Schulalter nehmen digitale Medien eine größere Rolle ein: Mehr als die Hälfte der Grundschulkinder verbringt mehr Zeit mit Computerspielen und ein Drittel surft häufiger im Internet. Von Kindern und Jugendlichen der Sekundarstufe I nutzen 75 Prozent häufiger Fernsehen, Streamingdienste oder YouTube, fast genauso viele surfen mehr im Internet. Gut zwei Drittel spielen öfter am Computer, Tablet oder Smartphone. Knapp die Hälfte der Kinder und Jugendlichen hört mehr Radio, Musik oder Hörspiele und gut ein Drittel liest mehr Bücher.