„Gemeinsam gegen Fake News“ - wie Falschnachrichten und Desinformationen enttarnt werden können

Ein Goldfisch, der in ein Glas mit Haifischen springt.
  • Bettina Goerdeler, Initiativbüro

Gerade zurzeit kursieren viele Verschwörungserzählungen über die Corona-Pandemie im Netz. Daher ist es umso wichtiger, diese auch als solche zu entlarven. Dafür ist es hilfreich zu wissen, wie man das machen kann. Genau hier setzt das europäische Projekt „Get your facts straight“ an, das junge Menschen, aber auch Erwachsene für das Thema Fake News sensibilisiert und aufklärt. Über das Projekt sprachen wir mit Laura Hänsch, die als Projektreferentin in der Stiftung Digitale Chancen arbeitet.

Worum geht es beim Projekt „Get your facts straight“?

Ziel des Projektes „Get your facts straight“ war es, Schüler*innen, ihre Eltern und Großeltern über Desinformationen und Fake News (englisch= gefälschte Nachrichten) im Internet aufzuklären sowie ihnen Maßnahmen an die Hand zu geben, um diese zu identifizieren und mit ihnen umgehen zu können.

Dafür haben neun Projektpartner*innen aus Belgien, Kroatien, Rumänien, Spanien, Bulgarien, Lettland, Italien und Deutschland ein mehrtägiges Präsenztraining konzipiert, das eigentlich im Rahmen der „ALL DIGITAL WEEK“ - eine europaweite Kampagne, bei der es in Veranstaltungen und Workshops rund um das Thema digitale Inklusion geht - im Frühjahr 2020 durchgeführt werden sollte. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte das Training jedoch nicht wie geplant umgesetzt werden - das Präsenztraining wurde daher zu einem Online-Seminar umgewandelt, das wir in Deutschland unter dem Namen „Gemeinsam gegen Fake News“ insgesamt fünfmal im Juni 2020 durchgeführt haben.

Wie ist das Projekt konzipiert und mit welcher Methode soll die Zielgruppe erreicht werden?

Der Zugang zur Zielgruppe gelingt vor allem über Themen aus ihrer Lebenswelt. Es braucht also Beispiele, die altersgerecht und greifbar sind und mit denen man das Interesse der Gruppe weckt. Das sollte immer im Fokus stehen, egal ob bei einem Präsenztraining oder Online-Seminar. Darüber hinaus ist eine hohe Interaktionsrate wichtig - das hat sich auch in unserem Projekt gezeigt: Man sollte immer wieder interaktive Elemente einbauen, bei denen die Zielgruppe gefragt ist und selbst aktiv werden muss - beispielsweise eigene Aufgaben lösen muss. Wir haben in unseren Online-Seminaren zum Beispiel an verschiedenen Stellen Umfragen mithilfe des Tools Mentimeter“ eingebaut, in denen wir die Teilnehmer*innen gefragt haben, wie sie auf Fake News reagieren würden oder welche Motive es in ihren Augen für das Verbreiten von Desinformationen gibt. Und wir haben auch ein Quiz integriert, bei dem die Teilnehmenden in mehreren Runden abstimmen mussten, ob es sich bei einer gezeigten Meldung um einen Fakt oder um einen Fake handelt. So konnten sie ihr neu erworbenes Wissen direkt im Web-Seminar auf spielerische Weise testen und anwenden - und man hat eine ideale Diskussionsgrundlage, um von dort aus weiterzumachen. Auch sollte man immer mit Hilfsmitteln arbeiten: So haben wir beispielsweise eine Checkliste zum Erkennen von Fake News entworfen und den Teilnehmenden damit ein verlässliches Instrument an die Hand gegeben, mit dessen Hilfe sie Fake News entlarven können.

Unser Training besteht aus drei Teilen: Zunächst erfolgt eine allgemeine Begriffsdefinition von „Fake News“, um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Daraufhin wird Hintergrundwissen zum Thema vermittelt, nämlich verschiedene Motive und Ausprägungen von Desinformationen anhand von Beispielen vorgestellt (z. B. Propaganda). Im dritten Teil erhalten die Teilnehmenden praktische Tipps, wie man Falschnachrichten im Netz aufdecken kann.

Warum sind Fake News im Netz so verbreitet?

Fake News gab es natürlich schon vor Zeiten des Internets. Wir alle sind sicherlich schon mal einer Zeitungsente begegnet und auch Propaganda ist schon seit vielen Jahrhunderten ein beliebtes Werkzeug zur politischen Machtgewinnung und Einflussnahme.

Aber: Durch das Internet können Falschmeldungen viel schneller weiterverbreitet werden als „analog“. Durch einen Klick auf den „Like“- oder „Teilen“-Button, sehen in Windeseile hunderte Menschen die Meldung. Innerhalb weniger Minuten kann sich eine Falschnachricht somit über Kontinente hinweg verbreiten.

Noch dazu kommt: Im Internet kann jede*r eigene Inhalte kreieren - das ist Fluch und Segen zugleich. Denn so kann man schnell nicht mehr überblicken, bei welchen Meldungen es sich um seriösen Journalismus handelt und welche Informationen von anonymen Privatpersonen in die Welt gesetzt wurden. Oft verbreiten sich solche Nachrichten dann rasant weiter, ohne dass man am Ende noch weiß, wo diese Meldung eigentlich ihren Ursprung hat.

 Woran lässt sich erkennen, ob eine Nachricht manipuliert oder echt ist?

Das kann man herausfinden, in dem man die Nachricht in mehreren Schritten prüft.

Zunächst sieht man sich die Quelle einer Nachricht genauer an: Gibt es eine*n Verfasser*in und ist diese*r mit Vor- und Nachnamen angegeben? Handelt es sich dabei um eine*n seriöse*n Journalist*in? Gibt es ein Impressum? Sind die Website und die*der Verfasser*in unparteiisch? Wenn man auf diese Fragen mit „Nein“ antworten muss, sollte man skeptisch sein.

In einem nächsten Schritt geht es um die Überprüfung der dargestellten Informationen: Handelt es sich dabei wirklich um objektive Fakten oder wird hier nur eine subjektive Meinung geäußert? Werden die Fakten mit Quellen belegt, beispielsweise mit dem Verweis auf eine wissenschaftliche Studie oder einfach nur in den luftleeren Raum gestellt? Gibt es im Internet auch andere Quellen, die über dasselbe Thema berichten? Und ist die Nachricht noch aktuell oder schon längst veraltet, sodass sie die Wahrheit nicht mehr korrekt abbildet?

Auch das Erscheinungsbild einer Meldung gibt ganz oft Hinweise darauf, ob es sich bei einer Nachricht um einen Fakt oder einen Fake handelt. Wenn die Überschriften einer Meldung sehr reißerisch formuliert werden und insgesamt eine sehr emotionale Sprache verwendet wird, der Text womöglich sogar viele Tipp- und Rechtschreibfehler enthält, ist das ein klarer Hinweis darauf, dass es sich hier nicht um eine seriöse Meldung, sondern beispielsweise um Clickbaiting (englisch= Klickköder) handelt. Mithilfe der Bilder-Rückwärtssuche lässt sich prüfen, ob das Bild wirklich zum Text gehört, oder ob es nicht eigentlich einen ganz anderen Ursprung hat - da gibt es hilfreiche Tools wie zum Beispiel die Google Images Search oder TinEye.

Zu guter Letzt lohnt es sich immer auch, bei verschiedenen Faktenprüfseiten vorbeizuschauen. Inzwischen gibt es wirklich viele tolle Webseiten, die es sich zum Ziel gemacht haben, Fake News im Internet zu entlarven, und die ganz genau prüfen und recherchieren, was an einer Nachricht tatsächlich dran ist. Zum Beispiel Mimikama, Correctiv, oder auch Hoaxmap.

Wie kann am besten auf Fake News reagiert werden?

Im Internet ist die beste Reaktion, nicht zu reagieren. Das heißt, man sollte Fake News auf keinen Fall liken, teilen oder weiterleiten. Denn das alles erzeugt nur noch mehr Aufmerksamkeit und sorgt dafür, dass mehr Leute die Meldung lesen und womöglich darauf hereinfallen.

Wenn man der Meldung in sozialen Netzwerken begegnet, sollte man sie immer dem Plattformbetreiber melden, der dann in der Regel dafür sorgt, dass die Nachricht gelöscht und nicht weiterverbreitet wird. Natürlich sollte man auch sein soziales Umfeld, wie Familie, Freund*innen und Bekannte, darauf hinweisen, dass es sich bei einer aktuell kursierenden Nachricht um Fake News handelt. Dabei ist es immer hilfreich, auf die oben genannten Faktenprüfseiten zu verweisen. Diese nehmen aktuell kursierende Fake News ganz genau unter die Lupe und erklären mit vielen stichhaltigen Beweisen, warum es sich dabei um einen Fake handelt.

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