Generationendialog zum Thema KI am 17. Oktober - Ein Rückblick

Vergangenen Dienstag fand im Telefónica BASECAMP in Berlin der Generationendialog zum Thema Künstliche Intelligenz statt. Eine Veranstaltung, bei der Schulklassen des neunten Jahrgangs und Senior*innen an einem interaktiven Erlebnisparcours, spannenden Vorträgen und Diskussionen zum Thema KI teilnehmen konnten. Veranstaltet wurde der Generationendialog von O₂ Telefónica Deutschland und der Stiftung Digitale Chancen im Rahmen ihres gemeinsamen langjährigen Projekts „Digital mobil im Alter“ und der O₂ Telefónica Initiative „WAKE UP!“.

Durch den Tag führte Moderatorin und Tagesschau-Journalistin Anna Albrecht, die auf der Bühne spannende Gäste empfing und interviewte – so auch Armand Zorn, Mitglied des deutschen Bundestags (SPD), der gleich zu Beginn feststellte, dass KI-Inhalte immer authentischer werden. Der technologische Fortschritt sei zwar zu begrüßen, birgt aber auch Risiken, so Zorn, wenn nicht mehr erkennbar ist ob Inhalte von Menschen generiert wurden oder durch Künstliche Intelligenz entstanden sind.
Wenn man nicht mehr unterschieden kann, ob es sich bei Inhalten um die Realität handelt oder nicht, kann die Verbreitung von Desinformation in der Gesellschaft zunehmen. Um das zu vermeiden, braucht es, so Zorn, mehr Transparenz und Kontrolle durch eine Kennzeichnungspflicht von KI-erstellten Inhalten.

Das Publikum hatte während des Interviews die Gelegenheit, Fragen zu stellen – und sowohl die jungen als auch die älteren Teilnehmenden brachten sich immer wieder ins Gespräch ein und stellten interessierte, teilweise durchaus auch kritische Fragen – etwa, wie so eine Kennzeichnungspflicht tatsächlich funktionierten könnte, oder auch: „Führt KI zur Volksverdummung?“. Armand Zorns Antwort darauf: Nein – allerdings sieht er in der Gesellschaft einen großen Bedarf im Hinblick auf die Förderung digitaler Kompetenzen und eines verantwortungsvollen Umgangs mit modernen Technologien, um in einer zunehmend digitalen Welt teilhaben zu können. Doch Armand Zorn ist, wie er selbst sagt, Optimist und blickt zuversichtlich in die Zukunft:

KI wird nicht dazu führen, dass wir verdummen, sondern dass wir langfristig smarter werden – indem KI uns einfache, repetitive Aufgaben abnimmt, haben wir endlich Zeit, uns über ganz andere Fragen Gedanken zu machen.
 


Von KI und KI-Systemen

Im Anschluss folgte ein Input von KI-Experte und Digital Human Rights Legal Professional Matthieu Binder vom iRights.Lab. Dieser zeigte auf, was sich eigentlich genau hinter dem abstrakten Begriff der „Künstlichen Intelligenz“ verbirgt und erklärte anhand anschaulicher Beispiele wie komplexe Algorithmen und maschinelles Lernen funktionieren. Sein Vorschlag: Anstatt von KI, sollten wir besser von KI-Systemen sprechen.
 

Veranstaltung verpasst?

Den gesamten spannenden Vortrag von Matthieu Binder, das Gespräch mit Armand Zorn und die Diskussionsrunde können Sie auf YouTube nachgucken: https://www.youtube.com/watch?v=iFR4AFpG-RM

Im nächsten Programmpunkt – dem digitalen Erlebnisparcours – konnten die Teilnehmenden selbst aktiv werden und an verschiedenen Erlebnisinseln mit je drei Stationen KI hautnah erleben und ausprobieren: Texte erstellen mit ChatGPT, Bilder erstellen mit Midjourney und zuletzt auch mit KI-generierten Stimmen experimentieren. In insgesamt zehn Gruppen bearbeiteten die Schüler*innen und Senior*innen unterschiedliche Aufgaben und Themen, so z.B. die Erstellung einer politischen Rede, eines Songtexts oder einer Geburtstagskarte. Gemeinsam und im generationsübergreifenden Austausch entdeckten die Teilnehmenden so die Chancen und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, aber auch die Tücken und potentielle Risiken von KI-Anwendungen.


Ein Blick in die Erlebnisinseln

Die Gruppe zum Thema „Zukunftsvorhersage mit KI“ diskutierte spannende, für beide Generationen relevante Fragen, die man ChatGPT mit Blick auf die Zukunft fragen könnte, etwa: „Wie können junge Leute in der Zukunft ältere Menschen unterstützen?“ oder „Wie sehen die Schulen und Altenheime der Zukunft aus?“. Aus diesen Fragen entstand der erste von ChatGPT erstellte Text, welcher im Verlauf des Herumexperimentierens zu einem Gedicht weiterentwickelt wurde. Von der Textstation ging es dann weiter zu Midjourney, wo ein passendes Bild zum Text generiert werden sollte. Nach einem gemeinsamen Brainstorming zu möglichen „Prompts“ (Befehlen), die die KI zum Erstellen eines Bildes braucht, entstanden viele bunte Ergebnisse.

Die Teilnehmenden konnten sich kreativ ausleben, lernten aber auch schnell, worauf es beim Formulieren der Prompts ankommt, um das Bild zu erhalten, das man sich wünscht – je mehr Details vorgegeben wurden, desto präziser war das Ergebnis. Zu guter Letzt sollte der von ChatGPT geschriebene Text von einer KI-Stimme vertont werden. Dabei konnten die Teilnehmenden mit den Browseranwendungen FakeYou und Murf.ai experimentieren und den Text von verschiedenen bekannten Stimmen vorlesen lassen, z.B. Angela Merkel, Otto Waalkes oder auch Bernd das Brot, was zu einigen Lachern geführt hat.

Im Anschluss ging es zurück ins Plenum, wo die Ergebnisse der Gruppenarbeit präsentiert, grundlegende Erkenntnisse und Fragen diskutiert und von Moderatorin Anna Albrecht und Experten Matthieu Binder eingeordnet wurden.

Welches kreative Potential steckt hinter ChatGPT, Midjourney & Co. und wo stößt KI an ihre Grenzen? Ist KI-generierte Kunst wirklich Kunst? Und wie steht es eigentlich mit dem Urheberrecht?

In der Diskussion wurden auch die Schattenseiten von KI, z.B. der Missbrauch für kriminelle Machenschaften wie den sogenannten Enkeltrick, ausgiebig beleuchtet. Matthieu Binder gab in hilfreiche Tipps, wie Deepfakes oder auch Trickanrufe anhand kleiner Details, wie z.B. der falschen Vorwahl bei Telefonanrufen, durchschaut werden können. So erklärte er, dass es besonders bei dubiosen Anrufen hilfreich sein kann, persönliche Rückfragen zu stellen, ohne selbst eine Antwort zu geben. Bei Bildern ist es hingegen sinnvoll, auf Details zu achten – wie viele Finger hat die Person? Was ist im Hintergrund zu sehen? Sind die Linien zu weich und zu glatt?

Die Veranstaltung fand ihren spielerischen Ausklang mit einem spannenden Prompt Battle. Dabei traten jeweils zwei Personen oder Teams gegeneinander an und mussten zu einem vorgegebenen Thema ein Bild mit Midjourney generieren. Wer gestaltet den leckersten Burger, as zauberhafteste Einhorn oder das gruseligste Monster? Der lauteste Applaus des Publikums entschied über den Gewinner-Prompt, sorgte für viele Lacher und ausgelassene Stimmung. Ein schöner Abschluss, bei welchem die Schüler*innen und Senior*innen Midjourney bis an die Grenzen der Fantasie ausprobieren konnten.

Der Generationendialog bat eine tolle Gelegenheit für Schüler*innen und Senior*innen gemeinsam in die Welt der KI einzutauchen, KI-Anwendungen auszuprobieren und auch die Möglichkeiten und Grenzen kennenzulernen. Auch konnten sie Einblicke in die politische und rechtliche Perspektive durch die Vorträge und Fragerunden bekommen. Eine wertvolle Erkenntnis, die die Jung und Alt vom Tag mitnahmen: KI kann schon sehr viel, aber nicht alles – es braucht immer noch den Menschen!
 

Impressionen

Weitere Impressionen von der Veranstaltung finden Sie auch auf Flickr: https://www.flickr.com/photos/o2de/sets/72177720311983832/

Eigener Nachbericht der Seniorenredaktion Mitten Mang von ALEX Berlin

Wie den Senior*innen der KI-Generationendialog gefallen hat und was sie vom Tag mitgenommen haben, können Sie in diesem schönen TV-Bericht der Seniorenredaktion Mitten Mang sehen: https://www.youtube.com/watch?v=vce65Pv9t

Mehr zu Mitten Mang lesen Sie hier: http://www.mittenmang-tv-film.de/

 

Redaktion: Laeticia Genz, Freiwilligendienstleistende bei der Stiftung Digitale Chancen
Fotos: © O₂ Telefónica | Henrik Andree

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